Ich hatte es ja eigentlich schon letztes Jahr geplant-eine Radtour durch die suedliche Ukraine auf die Halbinsel Krim.
Um die Tour nicht alleine durchzufuehren war ich schon laengere Zeit mit dem Radklub aus Dnjepropetrowsk in Kontakt getreten: http://www.dneproveloklub.dp.ua/. Am 17. sollte die Tour mit einer Zugfahrt abends ab Dnepropetrwosk also losgehen und ich buchte daher am 16.Juli einen Flug mit Ukrainian Airways Berlin-Kiew- Dnepropetrwosk.
Mit dabei hatte ich ein neues Faltrad der Firma Dahon, Modell Espresso,21 Gang und in eine Tasche verpackt, ausserdem eine weitere Tasche mit Zelt und Schlafsack und der Therm a Rest-Isomatte und als Handgepaeck die Fahrradtaschen. Insgesamt ca.30.kg also ein bischen zuviel fuer die Aufgabe, aber man machte mir am Schalter keine Probleme.
Ersteinmal in Kiev angekommen, stellte ich fest, dass wir Verspaetung hatten und das ich den Flug nach Dnepropetrwosk nicht mehr erreichen wuerde.
Ich spazierte ins Buero der Fluggesellschaft- erhielt einen Voucher fuers am Flughafen-Borispol gelegene Hotel Borispol…gemuetlich rollte ich mein Gepaeck mit den bekannten Handwagen direkt bis ins Hotel und schliesslich bis ins Zimmer……
…..und am naechsten Morgen natuerlich auch wieder zurueck. Gegen 11Uhr kam ich in Dnepropetrwosk an und wurde von einem Kumpel vom Dmitri (dem Tourenleiter) in Empfang genommen und wir fuhren mit dem Taxi ins Stadtzentrum.
Dort traf ich auf Dmitri und wir machten bei 35Grad trockener Hitze erstmal eine Stadtbesichtigung.
Ich kam zu der Entscheidung, dass Gott wahrscheinlich einen ukrainischen Berater hatte , der ihm bei der Erschaffung dieses vielzaehlig vertretenen herrlich weiblich Menschenkind, dessen Dasein uns Maennern das Leben sinnvoll erscheinen laesst, zur Hand gegangen war.
Auf jeden Fall fuehlte ich mich wie auf einem Contest von Playboy-Penthouse und wie sie alle heissen- sprich ein erquickender Stadtbesuch….
Eine weitere eher deutsche Erschaffung fiel dann auch stark auf: Zahlreiche Porsche-Cayenne flitzten in der Stadt umher.
Jaja blinzelte mir Dmitri zu- Ruestungsindustrie ist vor Ort-Abnehmer Iran, Irak
Nach einem gepflegten Mittagessen im shopping-center mit Eisbahn nickerte ich ein wenig auf den Ledersofas des Luxus-Wartesaals des Hauptbahnhofs fuer 1,50Euro (2Stunden).
Nach 21 Uhr gings dann endlich in einem Zug mit Substandard los. Die Hitze staute sich und wir waren froh, als der Zug fuhr .
Um 2.20Uhr frueh!!! kamen wir am Zielort Novo-Aleksejeva an. Wir bauten die Raeder zusammen, warteten noch auf einen weiteren Teilnehmer und starteten dann in einer Dreiergruppe die Tour, die uns ersteinmal an den Strand der Arbetskaja Strelka fuehren sollten, wo wir uns genuesslich aussschliefen.
Hier am Strand wird als Imbiss auch Trockenfisch feilgeboten:
Fuer Aufsehen sorgte auch ein Kleinflugzeug im Hintergrund des Strandes, welches Insektenmittel, wohl gegen Muecken verspruehte-ein meiner Meinung nach voellig unsinniges Treiben-man sollte lieber den biologischen Kreislauf wahren und Froesche oder so aussetzen, die dann die Insektenplage auf natuerliche Weise bereinigen.
Weiter gings dann die Arbatskaja Strelka runter, aber noch auf dem Asphalt… an so genannten Touristenattraktionen vorbei. Bei der ersten handelte es sich um eine kleinere Wasserpfuetze mit warmen Wasser gespeist durch einen bruechigen aus der Erde ragenden Plastikschlauch.
Leute standen drumherum und der eine oder andere erfreute sich auch an einem Sitzbad in der Pfuetze.
In naher Entfernung hat ein angeblich schweizer-russisches Konsortium schon in den Hotel -bzw. Wohnungsbau investiert.
Und weiter gings zur naechsten Attraktion, einer etwas groesseren Schlammpfuetze, mit dessen Material sich die begeisterten Besucher beschmierten oder direkt ein Bad nahmen.
Ist gesund wegen Radon-Gas unten drin, meinte Dmitri.:
Und weiter gings gings zu einem Ort, der von Dmitri als letzte Wasserstation fuer die naechsten 70km bezeichnet wurde. Ausserdem wolle er ja noch kochen, wir sollten uns also mit ausreichend Frischwasser (ca. 4l pro Person) eindecken.
Gesagt getan -nach 20km erreichten wir unser Ziel- einen Platz irgendwo am Strand, wo wir Feuer machten kochten und zelteten…an diesem Tag legten wir insgesamt 63km auf hauptsaechlich gut befestigten Strassen zurueck
Es ist zu erwaehnen, dass Dimitri die Reise wohl sehr speziell geplant hatte, naemlich als absolute Selbstversorgungstour fernab der Zivilisation. Ein Besuch eines Restaurants, eines Campingplatzes oder auch nur einer Frischwasserdusche und kommerziellen Bezahl-Sitz Toilette waren auf dieser zweiwoechigen Tour nicht vorgesehen. Auch sollte man sich idealerweise um 21bzw 22Uhr schon im Zelt in der Horizontalposition befinden, um dann am naechsten Morgen gegen 6.30Uhr auf den Beinen zu sein.
Diese Vorstellung erregte bei mir, dem Allround-Freak, der zwar gerne Fahrrad faehrt, aber ab und an einem Kneipenbesuch nicht abgeneigt ist, doch starkes Unwohlsein.
19.07.09:
An diesem Tage trat dann physiches Unwohlsein auf…ich hatte wohl schlechtes Wasser getrunken…und kurz nach Abfahrt musste ich mich uebergeben..und das 2x..bis dann schliesslich Dmitri eine Uralt-Kohle-Tablette rauszettelte…und mein Magen sich beruhigte..
Aber oh weh-jetzt war mein Wasservorrat zur Neige gehend und ich musste am abend noch 1Liter von den anderen pumpen..
Die Uebernachtung erfolgte wieder am Strand nach einer weiteren Kochprozedur Dmitris, von der ich, mich von der Schwaeche erholend, nicht viel mitbekam.
Heute hatten wir, auch wegen meiner Aussetzer, nur 38km zurueckgelegt. Allerdings sind die unbesfestigten Wege auf diesem Teil der Arbatskaja Strela hauptsaechlich aus Muschelkalksand und auesserst schwer zu fahren, weil man entweder wegrutscht oder es stark holpert.
Die gesamte Landzunge scheint einmal Teil des Meeres gewesen zu sein.
20.07.09
Am heutigen Tage erreichten wir endlich mal wieder ein Geschaeft im ersten Ort am Ende der Landzunge Arbetskaja Strela mit dem Namen Soljanow, wo wir unsere Wasservorraete auffuellten.
Weiter gings dann nach Kaminskoe zur Mittagspause. Die anderen Beiden wollten nicht mit zum Strand, sondern nur vorm Ladengeschaeft sich ausruhen, so ging ich allein und es bot sich folgendes Bild:
War fuer mich auch neu, mal neben einer Kuh im Meer baden zu gehen, aber warum auch nicht !!
Im Hintergrund sieht man uebrigens schon, was uns auf dem folgenden Weg nach Wladislawka erwarten sollte:Regen!!
Trotzdem hatten wir ein trockenes Abendbrot, bei dem Dmitri einen Borscht zubereitete und ich ein Bier genoss.
Was nach dem Abendbrot kam war im Prinzip nur Regen, Wind und Muecken. Schnell verschwand ich im Zelt !